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 Haltung: Tropische Tausendfüßer

 
Haltung von tropischen Tausendfüßern
(Diplopoda: Juliformia: Spirostreptida/Spirobolida)

Tausendfüßer sind interessante und recht pflegeleichte Pfleglinge. Im folgenden werden Tipps zur Haltung dieser Tiere aus den Erfahrungen von mir und anderen Kollegen gegeben. Es bleibt jedoch viel Raum für weitere Haltungsversuche.

Die meisten Arten lassen sich relativ gut unter ähnlichen Bedingungen halten, doch es gibt Unterschiede, die der Halter von Art zu Art beachten muss. Hierauf werden wir aber im Artenteil eingehen. Besonders bei Wildfängen kann es passieren, dass sie schnell eingehen, da sie durch den Transport gestresst sind und auf Haltungsfehler recht empfindlich reagieren.

Nachgezüchtete Arten oder Arten wie Archispirostreptus gigas sind in der Regel robuster und besonders für Anfänger gut geeignet. Tausendfüßer sind friedliche Tiere, die man gesellig in größeren Stückzahlen auf vergleichsweise wenige Raum halten kann.

Damit sich unsere Tausendfüßer auch wohlfühlen, lange leben und für Nachwuchs sorgen, müssen wir ihnen natürlich die richtigen Bedingungen bieten.

Übersicht:

Das richtige Behältnis
Das Substrat
Temperatur/Beleuchtung
Die Einrichtung
Das Futter
Zucht
Vergesellschaftung

Archispirostreptus gigas

 

Das richtige Behältnis


Man kann unterschiedliche Behältnisse für seine Tiere benutzen. Spinnenterrarien, (gut abgedeckte) Aquarien oder Acrylglastierboxen gibt es in jedem guten Zoofachhandel. Aber es eigenen sich auch Stapelboxen (Bau-/Supermarkt), welche allerdings mit Lüftungslöchern versehen werden sollten. Entscheidend bei einem Tausendfüßerterrarium ist die Höhe des Substrats. 10 – 25cm sind ausreichend. Je höher das Volumen des Bodengrundes im Vergleich zum Gesamtvolumen ist, desto ausgeglichener und feuchter ist das Mikroklima. Da Tausendfüßer eine hohe relative Luftfeuchtigkeit brauchen, ist es sinnvoll die Belüftungsflächen auf ein Minimum abzukleben, wobei die Luft aber nicht zum Stehen kommen darf, was man an dauerbeschlagenen Scheiben erkennt. Durch mehrmaliges Aussprühen des Terrariums in der Woche erhält man die nötige Luftfeuchtigkeit.
Natürlich muss auch die Größe des Terrariums zur Größe und Anzahl der Tiere passen. Das Behältnis sollte mindestens so lang sein wie der längste ausgewachsene Tausendfüßer. Bei mir haben sich Spinnenterrarien mit den Größen 20x30x20cm und 30x30x20cm (LxBxH) und Stapelboxen mit 10 oder 15 Liter Fassungsvermögen ganz gut bewährt. Für große Arten wie Archispirostreptus gigas sollte man schon ein Becken mit einer Mindestlänge von 50cm wählen. Wie viele Tiere man in einem Becken zusammen halten kann ist nicht so leicht zu beantworten. Man sollte nur darauf achten, dass genug Substrat vorhanden ist, damit sich die Tiere nicht während der Häutung zu sehr aus Platzmangel stören und man sollte immer genug tierische Nahrung reichen damit die Tiere sich nicht gegenseitig die Beine anfressen. Wenn man dies beachtet kann man problemlos 10 oder mehr (10-15cm lange) Tiere in einem kleineren Becken halten. 

Verschiedene Terrarientypen

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Das Substrat


Als Substrat, welches mitunter auch als Nahrung dient, eignet sich sehr gut eine Mischung aus ungedüngter Blumenerde, Waldlaub und Waldhumus (Buche, Eiche, Birke z.B.) welches pflanzliches Material unterschiedlichem Zersetzungsgrades enthält und ein paar Händen Sand. Man sollte es aber vorher von kleinen Räubern (Hundertfüßer, Raubkäfer, Ameisen usw.) und lästig werdenden Asseln befreien. Rasenschnitt ist im Sommer eine gute Alternative zum Laub. Da die Tausendfüßer für den Aufbau ihres Panzers Kalk benötigen, kann man Vogelsand, Vitakalk (Zoohandel), Eierschalen oder kleingemachte Sepiaschale unter das Substrat mischen.
Das Substrat sollte immer feucht sein, aber nicht nass. 
Ein Substratwechsel ist dann nötig wenn kein fressbares Material mehr vorhanden ist. Einmal im Jahr ist eigentlich normal. Beim Entfernen des alten Substrats sollte man, wenn adulte Tiere vorhanden sind, die runden Fekalpellets aussortieren und noch für mehrere Wochen aufbewahren, da sich hierunter auch noch Eier befinden können. 

 


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Temperatur/Beleuchtung


Die Tiere sind meist lichtempfindlich und halten sich tagsüber unter Holz und Steinen, in Höhlen (z.B. von kleinen Säugern), im Laub oder auf dem (schattigen) Boden des tropischen Regenwaldes auf. Die meisten Arten sind dämmerungs- und nachtaktiv und meiden das grelle Licht. Man kann deshalb getrost auf eine extra Beleuchtung des Terrariums verzichten, dann sind die Tiere auch tagsüber öfters mal zu beobachten. Sie sollten aber trotzdem einen Tag-/Nachtrhythmus mitbekommen.
Tausendfüßer bevorzugen, auch wenn sie aus den Tropen kommen, kühle feuchte Orte. 20 –23°C scheinen für die meisten Arten die optimale Temperatur zu sein und nachts kann es ruhig auf Zimmertemperatur abkühlen. Wenn man sie bei höheren Temperaturen (25-26°C) hält sollte man darauf achten, dass zumindest der Bodengrund kühl genug ist, um den Tieren einen Rückzugsort zu bieten. Die meisten Arten halten sogar (kurzfristig) kühlere Temperaturen bis unter 10°C besser aus als Temperaturen über 30°C!
Im Prinzip kann man auf die Beheizung des Terrariums verzichten. Ein Fehler der häufig gemacht wird ist, dass das Terrarium mit Heizkabeln oder –matten von unten geheizt wird. Das führt nur dazu, dass das Substrat schneller und unbemerkter austrocknet und die Tiere ihren kühlen Rückzugsort verlieren und unter Stress stehen. Infrarotlampen und Spotstrahler sind auch ungeeignet, da sie die Luft zu sehr aufheizen und austrocknen. Wenn man das Terrarium unbedingt heizen will, reicht die Wärme die von Leuchtstoffröhren (auch aus einiger Entfernung ) ausgeht oder man befestigt ein Heizkabel/-matte an den Scheiben oberhalb des Bodengrundes. Mit einem Heizkabel kann man dann auch sehr gut mehrere kleine Becken auf einmal heizen.

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Die Einrichtung


Das Substrat sollte mindestens 10cm hoch sein. Auf dem Boden liegende gewölbte (Kork-) Rinde wird sehr gerne als Aufenthaltsort angenommen. Ein paar kleine Äste dienen manchen Arten zum Klettern. Bepflanzung ist nicht unbedingt nötig, aber Moos eignet sich sehr gut und speichert auch gut die Feuchtigkeit. Andere Pflanzen haben meist keine Chance, da die Blätter und Wurzeln angeknabbert werden und womöglich Pestizide unseren Tausendfüßer umbringen könnten. Auf ein Wasserschälchen kann man verzichten, da die Tiere durch die Nahrung und durch das Sprühen genug Feuchtigkeit zu sich nehmen. Ein Schälchen für das Futter ist ganz nützlich.

Terrarium von Millipeter

 

Terrarium von Bärtel

Terrarium von Mathias

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Das Futter


Außer dem Laub und dem Holz welches sie fressen eignen sich alle Gemüse- und Obstsorten, sie sollten natürlich unbehandelt oder ohne Schale angeboten werden. Von Art zu Art gibt es natürlich Vorlieben und Abneigungen, welche man durch Ausprobieren schnell rausfindet. Salatgurke, Apfel, Kartoffel, Fischfutter und Champignons werden z.B. von allen Arten sehr gerne genommen. Bei Salaten bin ich ein bißchen vorsichtig, da mir danach schon mehrere Tiere eingegangen sind. Tausendfüßer haben auch einen gewissen Bedarf an Proteinen, welchen man mit Fischfutter oder aufgeweichten Hunde-/Katzenbrekkies deckt. Wie schon vorher erwähnt brauchen Tausendfüßer genug Kalk für den Aufbau ihres Panzers. Entweder man mischt ihn unter das Substrat oder man streut ein wenig Sepia, Vitakalk oder zermahlene Eierschalen über das Futter. Frisches Gras oder diverse Keimlinge werden auch sehr gerne gefressen. Sie sehen, Tausendfüßer sind ideale Resteverwerter und die Tiere halten es auch auf jeden Fall mal mehrere Wochen ohne Frischfutter aus, wenn sie genug Laub im Terrarium haben. 

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Zucht


Die meisten Arten lassen sich unter den obengenannten Bedingungen recht unproblematisch nachzüchten. Die Larven kann und soll man zunächst im Becken der Adulten Tiere lassen, da die Larven teilweise deren Fekalpellets fressen und dadurch die zur Verdauung benötigten Mikroorganismen aufnehmen. Die Larven ernähren sich zunächst nur von zersetztem Pflanzenmaterial und sind nur im Substrat zu finden. Erst ab 1-2cm Größe kommen sie auch zum Fressen an die Oberfläche. 
Wir wünschen ihnen natürlich viel Erfolg beim Nachziehen ihrer Tausendfüßer.

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Vergesellschaftung


Viele Terrarianer möchten nicht nur eine Art in ihrem Becken halten. Die Vergesellschaftung mit anderen Tausendfüßerarten stellt auch in den meisten Fällen kein Problem dar, solange die Grundbedürfnisse Temperatur, Feuchtigkeit und Bodengrund übereinstimmen. Dennoch können folgende Probleme auftauchen oder Fragen aufkommen:

Kreuzungen/Hybride: Teilweise kommt es vor, dass Männchen versuchen sich mit Weibchen anderer Arten zu paaren und viele Leute sind besorgt, dass es zu Nachwuchs kommen kann. In fast allen Fällen ist diese Sorge unbegründet. Die verschiedenen Tausendfüßer-Arten unterscheiden sich in der Form der Gonopoden/Vulven, was man auch als Schlüssel-Loch-Prinzip bezeichnet. Zudem sind die Weibchen auch in der Lage Sperma innerhalb des Receptaculum seminis (Samenspeicher) zu absorbieren bzw. zu vernichten. Die Gonopoden der Männchen sind außerdem so geformt um einen Teil des Spermas des Vorgängers teilweise aus den Vulven zu entfernen bzw. rauszukratzen. Wenn also das Sperma nicht richtig platziert wurde, was bei zwei verschiedenen Arten wahrscheinlich der Fall wäre, ist es nach der nächsten Paarung mit dem passenden Männchen weg. Zudem ist es allgemein unwahrscheinlich, dass Arten unterschiedlicher Gattungen, Familien und Ordnungen Nachwuchs zeugen können. Nur Kreuzungen zwischen Unterarten sind möglich. Bei der Haltung im Terrarium darf man allerdings nicht vergessen, dass es nicht der natürliche Lebensraum ist, wo solche Verwechslungen wahrscheinlich seltener vorkommen. Zum einen würden sich viele Arten nicht über den Weg laufen, da sie aus verschiedenen Regionen der Erde stammen oder z.B. Art Nr. 1 an Bäumen, Nr.2 in Totholz, Nr.3 in der Laubstreu und Nr.4 im Boden lebt. Zum anderen haben die verschiedenen Arten zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr Paarungszeit bzw. sind adulte Männchen auf der Oberfläche unterwegs. Teilweise unterscheiden sie sich noch in der Tageszeit, wo sie aktiv sind (tagsüber, Dämmerung, nachts). Meist liegt es an dem Weibchen das Männchen als Artangehörigen zu erkennen und eine "erfolgreiche" Begattung zuzulassen bzw. bei einer anderen Art zu verhindern. Klopfsignale mit den Antennen oder Beinen (Schnurfüßern), Klopfsignale mit dem Kopf (Chordeuma) und die Stridulation (Kugler) sind einige der wenigen bekannten Balzverhalten. Auch Pheromone spielen eine Rolle. Im Terrarium ist nun alles anders. Die geographischen Schranken werden aufgehoben, Boden-, Holz- und Baumbewohner sind teilweise auf engstem Raum zusammengedrängt bzw. verhalten sich teilweise ganz anders als in der Natur und die Pheromone der Weibchen sammeln sich wahrscheinlich im Terrarium bzw. befinden sich durch den engen Kontakt auch auf den anderen Tausendfüßern. Zudem bevorzugen die Männchen große Weibchen und da ist halt oft eine andere große Art im Becken attraktiver als die eigenen Weibchen.

Nachwuchs: Irgendwann findet man kleine Tausendfüßer im Terrarium und nun stellt sich die Frage zu welcher Art diese gehören. Die typische Färbung der geschlechtsreifen Tiere entwickelt sich erst im laufe mehrerer Häutungen. Die Juvenilen der Tausendfüßer der Ordnung Spirobolida und Spirostreptida lassen sich auch in den frühesten Larvenstadien sehr gut anhand der Form des Kopfschildes erkennen (siehe HIER). Ansonsten ist es ratsam Arten mit unterschiedlichem Körperbau (schlank/kompakt, langbeinig/kurzbeinig) in einem Becken zu halten. Bei einer Vergesellschaftung von ähnlich aussehenden Arten, wie z.B. Archispirostreptus gigas und Mardonius parilis acuticonus lässt sich der Nachwuchs nur sehr schwer zuordnen.

Futterkonkurrenz: Man sollte auch vermeiden Futterspezialisten (nur Laub/Holz), wie z.B. Riesenkugler, Bandfüßer und Pelmatojulus sp. mit zu vielen "Allesfressern" zu halten, also Arten die auch problemlos an Obst/Gemüse gehen. Futterspezialisten sollten immer die Möglichkeit haben sich die Blätter oder das Holz in dem für sie optimalen Zersetzungszustand herauszusuchen. Dies gilt auch gleichermaßen für den Nachwuchs. Hier sollte man auch bedenken, dass dieser mit den anderen Arten und auch deren Nachwuchs um die Nahrung konkurriert. Besonders bei seltenen oder schwer züchtbaren Arten sollte man dies im Hinterkopf behalten.

Vergesellschaftung mit anderen Tierarten: Viele Terrarianer wollen Tausendfüßer unbedingt mit den verschiedensten Tierarten zusammenhalten. Generell sollte man die Haltung mehrerer Tierarten sehr kritisch hinterfragen. Stimmen die Grundbedürfnisse wie Temperatur, (Luft-)Feuchtigkeit, Beleuchtung und Substrat überein? Kann die andere Art eventuell die Tausendfüßer und deren Nachwuchs fressen? Stören sich die Tiere in ihrer Lebensweise (Tag-/Nachtrhythmus, graben), was zu unnötigem Stress und auch dem Verlust der Tiere führen kann? Konkurrieren sie und ihr Nachwuchs um das gleiche Futter?

!!!Hinweis!!!

Wir weisen darauf hin das Tausendfüßer ein Schleimhaut reizendes Wehrsekret abgeben können. Sie sollten daher für kleine Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.

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© Peter Decker/Robert Pfeifle
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